Werk
Wolfgang Hilbig ist ein Dichter, der „mit der Wucht der Elemente wie mit der von Haar und Traum umgeht und die Würde der Gattung Mensch auch in der Latrinenlandschaft bewahrt; ein großes Kind, das mit Meeren spielt, ein Trunkener, der Arm in Arm mit Rimbaud und Novalis aus dem Kesselhaus durch die Tagbauwüste in ein Auenholz zieht, dort Gedichte zu träumen, darin Traum und Alltag im Vers sich vereinen.“ So las Franz Fühmann Hilbig, dessen Werke drei Jahrzehnte später in den Olymp der Weltliteratur aufgestiegen sind.
Leben
Aufgewachsen im Bergarbeiterhaus des Großvaters, der das geschriebene Wort beargwöhnte, las sich der junge Hilbig durch den mütterlichen Bücherschrank: Goethes Romane, Robert L. Stevensons Abenteuergeschichten, Naturgedichte von Nikolaus Lenau; die E.-T.-A.-Hoffmann-Gesamtausgabe schaffte er vom ersten Lehrlingslohn an. Er wohnte an "der Asche", dem Müllplatz, den er düster verewigte, und sagte, es seien die angrenzenden Wälder und Seen gewesen, die seine Kindheit und Fantasie bereicherten. Er war ein Trinker, aber präzise und nüchtern beim Schreiben. Ein Arbeiter und Boxer, gesellig mit Freunden und einsam am Manuskript. Er dachte über totalitäre Systeme nach, beschrieb ihre Zwänge und überwand sie im poetischen Wort. Lebte in Gegensätzen, schrieb sie seinen Figuren auf den Leib. Nannte sie "C", schickte sie auf die Suche nach der anderen Hälfte, auf dass der Kreis sich schlösse, zeichnete Sonnen in die Nacht, narrte die "Spürhunde des Realität".