"Weltbetrachter". Neue Lyrik aus Sachsen

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Weggefährten Wolfgang Hilbigs stellen ihre Gedichte vor

Der "RingelnatzSommer", das Literatur- und Kulturfestival im malerischen Wurzen, verwandelt die Stadt in eine Kleinkunstbühne. Mit dabei: Asta Nielsen (Open-Air-Stummfilmnacht), Mascha Kaléko (Lyrikkonzert mit der Band Youkali) und natürlich Ringelnatz, dessen unvergleichliche Lebensweisheit von verschiedenen Künstlern literarisch und musikalisch interpretiert wird. In seinem Gefolge: zeitgenössische sächsische Dichterinnen und Dichter, "Weltbetrachter" wie er, die in der gleichnamigen Lyrikanthologie des Leipziger Verlages Poetenladen ihre Stimme entfalten.

Von den über 100 sächsischen Lyrikerinnen und Lyrikern aus der Anthologie sind an diesem Abend drei eingeladen, die sich in der Nachfolge von Joachim Ringelnatz und Wolfgang Hilbig sehen. Als Weggefährten haben sie Wolfgang Hilbig kennengelernt, an dessen Poetik sie anknüpfen:

Wilhelm Bartsch, der 1984, ein Jahr nach seinem Freund Hilbig und durch Fürsprache Karl Corinos den Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau erhielt und dem soeben erschienenen letzten Band der Wolfgang-Hilbig-Werkausgabe ein fulminantes Nachwort beigab.

Thomas Böhme, der in seine Texte mit Verve das ringelnatzsche Augenzwinkern legt, schulte sein Schreiben zudem im Leipzig der 1960er- bis -80er-Jahre an Begegnungen mit dem Dichterfreund Hilbig, mit dem er vor allem die Neigung zur schwarzomantischen Groteske teilt.

Marit Heuß, die ob ihrer Jugend, zwar keine Weggefährtin, aber eine Bewunderin Hilbigs ist. In ihrem Gedichtzyklus "Stadtsternzone" lehnt sich die in der Bergbaustadt Schlema aufgewachsene Poetin an Hilbigs "Prosa meiner Heimatstraße" an, dessen Entwürfe sie im Nachlassarchiv studierte.

Diese drei Poeten stellen sich mit aktuellen Gedichten vor, die weit über die im "Weltbetrachter" veröffentlichten hinausgehen. Zudem ist ein Querschnitt aus der neuen sächsischen Lyrikanthologie zu hören.

Michael Hametner - Hörbuchsprecher, Literaturkritiker und Weggefährte Wolfgang Hilbigs im Literaturbetrieb, stellt weitere Gedichte der neuen Lyrikanthologie vor.

Jubilar Hilbig, dem dieser Abend zu seinem 80. Geburtstag gewidmet ist, tritt nur indirekt in Erscheinung: Unter urwüchsigen Kastanien im Innenhof des Kulturhauses Schweizergarten gilt es, die wunderbaren lyrischen Werke ihm verwandter "Weltbetrachter" zu entdecken!

Veranstaltung des Ringelnatz-Geburtshauses Wurzen,
gefördert vom Sächsischen Literaturrat

Wolfgang Hilbig im Orginalton mit seinem Text "Der Leser" am 22. Juli 2002 im Hörspielstudio 2 im Berliner Funkhaus Nalepastraße, wo im Auftrag von MDR KULTUR die Aufnahmen für das Hörbuch "Der Geruch der Bücher" in der Redaktion und Regie von Matthias Thalheim stattfanden. Dieses Gedicht gelangte damals nicht in die zeitlich limitierte Auswahl der CD. – Matthias Thalheim macht es hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Wolfgang Hilbig liest: Der Leser
Auch die Aufnahme des Gedichtes "geste" – eingesprochen von Wolfgang Hilbig 2002 im Berliner Funkhaus Nalepastraße und bislang unveröffentlicht – wird hier zum 80. Geburtstag des Dichters von Matthias Thalheim erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wolfgang Hilbig liest: geste