Hosemanns "Papierkorb"

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Jürgen Hosemann über den Dächern Frankfurts © Jelena Täuber

Buchmesse-Special im Hause Ringelnatz

Moderation: Katrin Hanisch

So verschieden Wolfgang Hilbig und Roger Willemsen auch waren - ihr gemeinsamer Lektor Jürgen Hosemann hat sich in Schreibweise und Themenwahl wohl von beiden das Schönste abgeschaut. Bereits sein Debüt "Das Meer am 31. August", eine stille und dichte Hommage an Hilbig, hatte jenes warmherzig-humorige Augenzwinkern, das Hosemanns "Papierkorb" jetzt so einzigartig macht.
Der "Papierkorb" ist eigtentlich ein Instagram-Kanal bei S. Fischer, auf dem Hosemann am Ende seines Arbeitstages im Lektorat (oder vom Autorenschreibtisch aus) Kürzest-Prosa postet, die ganz sicher zu schade für die blaue Tonne ist. Zum Beispiel:
Die beim Publikum beliebte Veranstaltungsreihe "Frankfurt liest kein Buch" läuft übrigens jetzt ganzjährig
.
Oder: "Jürgen hat jetzt auch ein Buch geschrieben", sagte Sibylle, die mir in dieser Intellektuellenrunde vermutlich etwas Gutes tun wollte: "Es handelt von Lampen."
-- "Nur so kleine Tischleuchten", sagte ich abwehrend und dennoch auf merkwürdige Weise stolz.

Bekannt für solcherlei Aphorismen - warmherzig, blitzgescheit, mit einem guten Schuss Melancholie - ist auch der Dichter und Maler Joachim Ringelnatz, dessen Geburtshaus im Leipziger Land 2023 als Literatur- und Kunsthaus neu eröffnet wird. Zur Eröffnungswoche und der Leipziger Buchmesse lädt das Team des kleinen ringelnatzigen Literaturhauses Jürgen Hosemann mit seinem "Papierkorb" zu einer Sonntagnachmittagsveranstaltung ein.
Die Besucher erwartet eine Führung durch das Ringelnatzhaus (einziges erhaltenes Barockhaus der Stadt Wurzen, in dem der heutige Stadtpoet 1883 zur Welt kam) und ein papierkorbpoetisches Gespräch über Ringelnatz' und Hosemanns prominenteste Gemeinsamkeiten. Natürlich alles getreu dem Motto des Herrn Hosemann ("Papierkorb", Seite 68):
Im Sinne eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgangs mit Sprache kann es sinnvoll sein, Wörter und Sätze mehrfach zu verwenden.

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"Erlesen! Preisgekrönte Literatur im Ringelnatzhaus" -
die Reihe für sommerliche Literaturausflüge am Sonntagnachmittag:
7. Mai, Franziska Gerstenberg mit dem Roman: "Obwohl alles vorbei ist",
16. Juli, Bettina Baltschev mit ihrem Strandessaybuch "Am Rande der Glückseligkeit",
29. September, Lukas Rietzschel: "Raumfahrer"; Beginn jeweils 15 Uhr.

Eine Veranstaltung des Joachim-Ringelnatz-Vereins e. V.,
gefördert von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten (ALG) aus dem Programm "Neustart Kultur", unterstützt von der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft (WHG)


Beteiligte Mitglieder der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft:
Jürgen Hosemann, Katrin Hanisch

Wolfgang Hilbig im Orginalton mit seinem Text "Der Leser" am 22. Juli 2002 im Hörspielstudio 2 im Berliner Funkhaus Nalepastraße, wo im Auftrag von MDR KULTUR die Aufnahmen für das Hörbuch "Der Geruch der Bücher" in der Redaktion und Regie von Matthias Thalheim stattfanden. Dieses Gedicht gelangte damals nicht in die zeitlich limitierte Auswahl der CD. – Matthias Thalheim macht es hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Wolfgang Hilbig liest: Der Leser
Auch die Aufnahme des Gedichtes "geste" – eingesprochen von Wolfgang Hilbig 2002 im Berliner Funkhaus Nalepastraße und bislang unveröffentlicht – wird hier zum 80. Geburtstag des Dichters von Matthias Thalheim erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wolfgang Hilbig liest: geste