Buchpremiere mit Helmut Böttiger, Ingo Schulze, Thorsten Ahrend
Bei dieser Buchpremiere sitzt ein "Gegenstand" des Buches gleich mit am Tisch: Besprochen wird Böttigers atemberaubender Band "Die Gegenwart durchlöchern" mit Essays über das Unverkennbare im Werk wichtiger Autorinnen und Autoren und dem tiefgreifenden Einleitungsessay zu Wolfgang Hilbig: "Giftige Buchstaben, brütendes Moor." Es diskutieren der Autor Helmut Böttiger, sein Lektor Thorsten Ahrend und Ingo Schulze, dessen Gesamtwerk in diesem Buch ebenfalls verhandelt wird.
Schulze, der "Verwandlungskünstler im ostdeutschen Ich-Versteck", legt dabei seine eigene Neuerscheinung auf den Tisch: "Zu Gast im Westen" - eine jener innerdeutschen Gedankenreisen, die ihn aus Sicht des Literaturkritikers so einzigartig machen. Gleichwohl, Ingo Schulze kann über das eigene Werk und über das des geschätzten Freundes Wolfgang Hilbig Auskunft geben, der auf seine Weise Grenzgänger zwischen Ost und West gewesen, dessen Ästhetik jedoch allerorts zwischen giftigen Buchstaben auszumachen ist. Der Heizer, der vor exakt 30 Jahren die "Arbeit an den Öfen" und pervertierte, bis heute nicht befriedete Urgewalten beschrieb.
Natürlich hat Böttigers literarischer Lochkartenspeicher noch mehr eingespeist: Reinhard Jirgls "Brache Stätten", Emine Sevgi Özdamars "Schattenklumpen und Meereskastanien", Judith Hermanns "Sehnsuchtsfiguren", Marcel Beyers "Schwarztorflektüre" oder Adolf Endlers "Muschebubuh-Beleuchtung" und die Fabulierlust des großen grotesken Glückssuchers Wilhelm Genazino.
Thorsten Ahrend - als Moderator und Literaturhauschef Gastgeber im doppelten Sinne und zudem Lektor von Böttiger, Schulze und einst Wolfgang Hilbig - steht wie kein Zweiter für den Beziehungsreichtum, der durch diesen Abend und die wundersam durchlöcherte Gegenwart trägt.
Literaturhaus Leipzig
Gerichtsweg 28
04103 Leipzig
Kartenreservierung: 0341 30851086 / kontakt@literaturhaus-leipzig.de
Eintritt: 7,-/5,- Euro
Veranstaltung des Literarischen Herbstes und der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft,
gefördert von der S. Fischer Stiftung und der Stadt Leipzig