alles lichter winter

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Foto © gezett

Lesung von Jayne-Ann Igel

Vielleicht hätte Wolfgang Hilbig die Idee gefallen: An diesem Abend geht es allein um die Dichtung, und zwar jene der Poetin Jayne-Ann Igel. Hilbig hat aus Thesen wie Roland Barthes' "Tod des Autors" und der romantischen Philosophie eine Poetik des "Materials" entwickelt, in der die Natur "sich" zur Sprache bringt. Unter den wenigen, die mit ihm in den 1980er-Jahren darüber nachdachten und dieses Prinzip in Poesie zu übertragen versuchten, ist Jayne-Ann Igel. Beinahe folgerichtig erschien nach Hilbigs "STIMME STIMME" als nächstes Jayne-Ann Igels "Fahrwasser" bei Reclam Leipzig. Seither ist die Dichterin ihrer Poetik treu: Spurenlese als Sprachfindung, wenige Worten öffnen ein naturschimmerndes Universum aus Schatten, Licht und All-Tag.

Jayne-Ann Igel, geboren 1954 in Leipzig, debütierte 1989 bei S. Fischer, später erschienen ihre Texte bei Urs Engeler. Sie arbeitet als Redakteurin an der Literatur- und Kunstzeitschrift Ostragehege mit und ist Mitherausgeberin der Reihe "Neue Lyrik" des Poetenladen, Leipzig. Im Gutleut Verlag Dresden haben ihre lyrischen Miniaturen eine Heimat gefunden: "Umtriebe" (2013), "Vor dem Licht" (2014), "Die Stadt hält ihre Flüsse im Verborgenen" (2018) und zuletzt "alles lichter winter".

Für diese Lesung ist der Kulturclub "Seepferdchen" wie geschaffen:

Hier veranstaltet das Ringelnatz-Geburtshaus Wurzen bis zur Wiedereröffnung sein Literatur- und Kunstprogramm - dem Genius loci folgend mit Blick auf die vielfältigen lyrischen Stimmen der Vergangenheit und Gegenwart. Nach den Dichtern Wilhelm Bartsch und Thomas Böhme und der Lyrikerin Marit Heuß, zu Gast im August, nimmt vor dem Winter Jayne-Ann Igel poetischen Platz.

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Ringelnatz: Literatur und Kunst am historischen Ort

Veranstaltung des Joachim-Ringelnatz-Vereins und -Geburtshauses, gefördert vom Kulturraum Leipziger Raum.

Wolfgang Hilbig im Orginalton mit seinem Text "Der Leser" am 22. Juli 2002 im Hörspielstudio 2 im Berliner Funkhaus Nalepastraße, wo im Auftrag von MDR KULTUR die Aufnahmen für das Hörbuch "Der Geruch der Bücher" in der Redaktion und Regie von Matthias Thalheim stattfanden. Dieses Gedicht gelangte damals nicht in die zeitlich limitierte Auswahl der CD. – Matthias Thalheim macht es hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Wolfgang Hilbig liest: Der Leser
Auch die Aufnahme des Gedichtes "geste" – eingesprochen von Wolfgang Hilbig 2002 im Berliner Funkhaus Nalepastraße und bislang unveröffentlicht – wird hier zum 80. Geburtstag des Dichters von Matthias Thalheim erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wolfgang Hilbig liest: geste